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Gaskrise, Weltkrise, ZDF

Volker Eidems im Gespräch mit dem Energieaktivisten und Ingenieur Andy J. Ehrnsberger. Volker Eidems ist freier Journalist und Redakteur für Sachbuch- und Publikumsverlage – als Gastautor beim enXpress.

Eidems: Herr Ehrnsberger, Sie legten ein ebenso einfaches wie umfassendes Konzept auf den Tisch – zur Abwehr der Klimakrise, gegen Kohle und Uran, gegen steigende Energiekosten, gegen die Arbeitslosigkeit im Süden Europas, gegen CO2-Verpressung, gegen Fracking, für die Abkoppelung von russischem Gas und, zu guter Letzt, zur Friedenssicherung. Was hat Sie dazu getrieben, das schon vor zwölf Jahren zu tun?

Ja, das waren im Großen und Ganzen drei Punkte: Die Politik des Kreml, die griechische Finanzkrise und das unbedingte Erfordernis, im Sinne der Klimakrise komplett umzudenken. Und damit verbunden: die bereits seit Jahrzehnten drängenden Symptome des Klimawandels. Das ist ja auch kein neues Thema.

[Vollständiger Download des Konzepts als PDF unter diesem Link: https://t1p.de/t4yyn]

Welchen Zusammenhang sehen Sie bei diesen drei Punkten?

Die damalige Finanzkrise zeigte, dass Griechenland ein gefragtes Produkt braucht, das in alle Welt exportiert werden kann. Die Politik des Kreml, dessen Großmachtstreben zugunsten der Platin-Wasserhähne einer mafiösen KGB-Elite seit vielen Jahren offensichtlich ist, lässt erkennen, dass russisches Gas auf dem schnellsten Weg ersetzt zu werden hat – um eben die Finanzmacht des Kreml zu brechen. Und den Punkt Klimakrise brauche ich sicher nicht näher erörtern. Ergo: Gas selber herstellen. Und zwar im Süden der EU!

Zunächst klingt das plausibel. Wie weit sind Sie damit gekommen?

Das Konzept selbst ist, wie Sie wissen, seit 2011 in seinen Grundzügen ausgereift und in Buchform erhältlich.

Ja, das weiß ich und konkretisiere: Was von Ihrem Konzept wurde verwirklicht?

Nichts, außer vielleicht Einzelteile, die herausgegriffen und anderweitig verwurstet wurden. Zum Beispiel das Förderinstrument zinsloser Darlehen, das neuerdings recht oft zum Einsatz kommt. Zum Beispiel die Verwendung transnationaler Erdgaspipelines zum kostengünstigen und reibungslosen Transport von Wasserstoff. Zum Beispiel die Herstellung grünen Wasserstoffs in unbesiedelten Küstenregionen. Zum Beispiel die Doppelnutzung von Land, indem Solarfelder höher gelegt werden, um in deren darunter liegenden Halbschatten Landwirtschaft zu betreiben – »… Strom- und Nahrungsmittel-Erzeugung auf derselben Fläche ermöglichen… «. Beispiel Agri-Photovoltaik. Aber das Buch selbst war ein Misserfolg. Und das Konzept hat irgendwie auch niemanden interessiert, zumindest nach meiner Wahrnehmung, wobei ich den daran Schuldigen in mir selbst finde. Wie häufig das Buch bzw. das Konzept gelesen wurde, ist dabei schwer einzuschätzen, da es ja auch Cookie-frei zum Download angeboten wird. Kostenlos.

Inwiefern sehen Sie sich selbst als » Schuldigen «?

Ich bildete mir ein, ein Werk zustande zu bekommen, das sich unabhängig vom Zielgruppengedanken verbreiten ließe bzw. würde – in der Annahme, entscheidende Bildungsschichten seien neugierig und aufnahmefähig genug, etwas daraus zu machen. Heute weiß ich, dass ich die entscheidenden Inhalte noch besser herauszuarbeiten gehabt hätte, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, wenigstens ein Fachpublikum überzeugen zu können – anstatt mit sexy Grafiken und Werbesprüchen eine Ökojugend mobilisieren zu wollen. Zudem wäre es sicher sinnvoll gewesen, früh im Prozess eine Agentur einzuschalten, die das Ganze dann vorwärtstragen hätte können. Doch ohne Bezahlung oder in reiner Vorleistung macht bekanntlich niemand einen Finger krumm, egal, um was es geht und was auf dem Spiel steht, außer vielleicht, wenn man diesen Finger irgendwo festkleben darf. Ich hatte weder den finanziellen Background, um die nötige Schlagkraft zu entwickeln, noch die Fähigkeit, früh die Priorität darauf zu legen, sich diesen Background zu beschaffen, die Sache also finanzieren lassen. Andererseits kann man auch nicht alles alleine machen und Sie glauben doch nicht, dass irgendjemand dazu bereit war, kostenlos – wie gesagt – einen Finger krumm zu machen. Das, was mir zur Verfügung stand, waren hingegen Zeit, Wissen, Überzeugung und ein paar Fähigkeiten geistiger Natur. Doch die Fähigkeit, zu referieren, mich öffentlich hinzustellen, zu netzwerken, zu klüngeln oder anderweitig Menschen für mich zu gewinnen, war und ist mir nicht zu eigen. Da hätte ich wohl besser jemanden vom Marketing involviert.

Werbeseite zum H2-Energiekonzept aus dem Jahr 2012 auf dessen damaliger Website.

Dass Teile Ihres Konzepts heute praktisch umgesetzt werden, klingt nicht nach Misserfolg.

Dies meinem Konzept ohne Wenn und Aber zuzuschreiben, wäre vermessen, denn hierzu gibt es keine handfesten Belege – bislang zumindest. Warum die Bundesregierung aber kürzlich den Neubau genau solcher Anlagen (zur Produktion großer Mengen grünen Wasserstoffs; Anm. d. Autors) in Kasachstan/ am Kaspischen Meer sowie an der Kanadischen Küste beschloss, anstatt an der Griechischen Küste, ist mir persönlich schleierhaft und ist sicher auch unverantwortlich hinsichtlich der Lösungserwartung der Vielzahl innereuropäischer Probleme. Beispiel Hamburger Hafen, wo der Kanadische Wasserstoff in Zukunft ja angelandet werden soll, wo aber der Chinesische Staat gerade dabei ist, seine Kontrolle aufzubauen. Ein Infrastrukturproblem, das wir uns sparen könnten, würde das Konzept in Griechenland anstatt in Kanada umgesetzt, denn von Griechenland nach Deutschland existierten bereits vor zwölf Jahren die hierfür nötigen Pipelines. Aber nochmal zurück zum Misserfolg. Für unser Klima wäre es auf jeden Fall kein Misserfolg, wenn Teile meines Konzepts entsprechend herausgegriffen und umgesetzt würden. Doch wir alle wissen ja, welchen Wert der persönliche Erfolg eines Bürgers unserer Gesellschaft im Allgemeinen bei ausbleibendem finanziellen Erfolg hat. Nämlich gar keinen.

Das bezieht sich auf Sie selbst, wie ich annehme?

So ist es. Die Sache hat mir nur Kosten verursacht und persönlich nichts gebracht. Nichts.

Wie heißt das Konzept eigentlich jetzt genau? Es kursieren ja verschiedene Bezeichnungen. H2-Energiekonzept, Griechenlandkonzept oder auch Sunbrith…

In der Tat, diese Titel kursieren. Und eben auch der schlecht gewählte Buchtitel, der die Leute abschreckt: » Quell des Friedens, Wasser als Rohstoff «. Heute weiß ich, » Wasser als Rohstoff « hätte völlig genügt, denn » Quell des Friedens « hat wohl einen gewissen Esoterik-Touch, auch wenn es inhaltlich durchaus zutrifft. » Wasser als Rohstoff « – » Mit einer wahren Energiewende Krisen beenden « als Untertitel ist, denke ich, nach wie vor OK. Und » H2-Energiekonzept « heißt schlichtweg das Konzept, um das es in dem Buch geht. Abgekürzt: H2EK. Und » Sunbirth « ist die Namensidee für eine genossenschaftliche Be- und Vertriebsgesellschaft, die das in Europa produzierte, CO2-neutrale H2-Gas vermarkten kann. Und » Griechenlandkonzept « bezeichnet die am Beispiel Griechenlands ausgelotete und durchgerechnete Studie zu dem Konzept.

CO2-neutrales Gas? Wie kann das funktionieren?

Klingt das heute immer noch exotisch? CO2-neutrales Gas? Dabei ist es ganz einfach. Man benötigt zwei Komponenten, maximal drei, die uns kostenlos zur Verfügung stehen. Und, die in rauen Mengen vorhanden sind, um massenhaft CO2-neutrales Gas herstellen zu können: Meerwasser. Sonne. CO2. Auf den ganzen Rest, auf die Chemikalien, auf den Rohstoffraubbau für Milliarden Tonnen zusätzlicher Lithium-Ionen- und ähnlicher Akkus kann also tatsächlich verzichten werden. Denn aus Meerwasser + Sonne + CO2 lässt sich ein Gas herstellen, das dem Erdgas entspricht! Welches zu 100 Prozent von unserer jetzigen Infrastruktur genutzt werden kann, das vom Herstellungsland über bereits bestehende Pipelines zu uns transportiert werden, über das bereits jetzt bestens ausgebaute Verteilsystem an jeden beliebigen Ort Deutschlands verbracht und über die bereits bestehenden Anlagen genutzt werden kann: Gas-Brennwertheizungen, Industrieanlagen, Benzinmotoren, die auf Gas umgerüstet sind und sogar Blockheizkraftwerke, die – hocheffizient – Wärme und Strom gleichzeitig produzieren!

Das wiederum klingt einfach. Aber wenn das so einfach ist, warum wird es nicht schon lange so gemacht?

Dafür gibt es aus meiner Sicht eine ganze Reihe von Gründen. Zum einen ist es vielen Leuten vermutlich schlichtweg zu einfach, vor allem denen, die gerne mit eigenen Ideen glänzen oder ihre Institute über staatliche Zuschüsse am Leben erhalten müssen. Zum anderen fehlt oft der Mut für echte Veränderung, vor allem auch politisch gesehen. Mut, sich aus bestehenden politischen Abhängigkeiten zu lösen. Stichwort » Merkel-Putin-Gap «. Also auch der Mut, die Führungseliten der erdöl- und erdgasproduzierenden Länder zu verprellen. Mut, wirklich etwas neu zu denken und zu wagen, was ja immer auch Risikobehaftet ist, was die konservative Wählergunst anbetrifft. Und, wie angedeutet, herrschte in den meisten Köpfen – auch in denen der entscheidenden Grünen – sehr lange Zeit das, was ihnen Jahrzehntelang durch Kampagnen erfolgreich eingeimpft wurde und immer noch wird: Angst. Die Angst vor dem Wasserstoff – vorrangig basierend auf den durch Lobbyvertreter traditionell einflussreicher Industrien suggerierten technischen Zweifeln daran. Politische Entscheider haben hier häufig wenig Fachkompetenz zu bieten, weshalb sie ihren Weg über hochdotierte Beratungsunternehmen zu wählen haben! Das liegt in der Natur der Sache, denn Anwälte, Kommunikationsexperten, Politikwissenschaftler und – wie Jens Spahn – Bankkaufleute, sind nun einmal keine Ingenieure. Beim regenerativen Wasserstoff als Energieträger überwiegen aus meiner Sicht bei Weitem die Pro-Argumente. Aber ich bin es leid, hierfür Überzeugungsarbeit zu leisten.

Inwiefern?

Keine Rückmeldung. Und parallel dazu diese hirnrissige Entwicklung hinsichtlich Batterieautos, die einen Großteil der Probleme lediglich verlagert und verwischt. Auch in Verbindung mit der absehbaren Rückwärtsrolle bei der nuklearen Energiegewinnung. Bei mir jedenfalls blieb da einiges auf der Strecke. Einiges an Zuversicht und Motivation. Wasser vorhanden, Sonne vorhanden, Technik vorhanden, Notwendigkeiten vorhanden, Finanzierungskonzept vorhanden. Aber: keine Reaktion.

Reaktion von wem?

Also aus den Reihen der Grünen und aus der SPD gab es niemanden, der darauf einging. Und es wurden viele Landes- und Bundespolitiker von mir persönlich kontaktiert. Aber nicht nur sie. Hier ein interessanter Schriftverkehr mit dem Büro des damaligen EU-Parlamentspräsidenten Martin Schulz (zur Ansicht hier klicken). Aber auch seitens der Unionsparteien und der Liberalen gab es nichts, das man an dem Konzept für gut befunden hätte, oder wenigstens für schlecht. Fehlt nur noch, dass jetzt, am Ende die AfD aufspringt und den Zug für sich beansprucht. Und genau so ging es mit unzähligen Vertretern der Medien und aus der Wirtschaft – sowohl im deutschsprachigen Raum, als auch in Griechenland selbst. Hans-Werner Sinn, ein renommierter Wirtschaftsexperte: Wir behalten es auf dem Schirm «, und das war es dann auch. Anderes Beispiel, das persönliche Versprechen des langjährigen Zeit-Redakteurs, Fritz Vorholz: » Ich versichere Ihnen, dass wir das Konzept interessiert und wohlwollend journalistisch begleiten werden. « Doch auch hier brachte wiederholtes Nachfragen keinen Fortschritt (zur Ansicht der Schreiben hier klicken). Nur die TAZ hat veröffentlicht – wieder Erwarten jedoch in schändlicher Weise. Bleibt bis heute mein Fazit für ein in unserer Gesellschaft häufig zu beobachtendes Phänomen: Es kommt weniger darauf an, WAS gesagt wird, aber umso mehr darauf, WER etwas sagt. Der Inhalt ist häufig zweitrangig. Hauptsache, der Name stimmt. Gehör finden: Fehlanzeige. Und das in einer Vorzeigedemokratie! Interessantes Beispiel einer Schlagzeile der Süddeutschen Zeitung rund ein halbes Jahr nach Fertigstellung des H2-Energiekonzepts – die Süddeutsche-Redaktion hatte das Konzept damals bereits auf dem Schirm: » Kinder-Krisen-Plan: Elfjähriger schmiedet Lösungen für Griechenland. « So etwas erscheint den Frauen und Herren Redakteuren als opportun genug für deren Blatt. Aber auch Blätter, mit sich selbst gerne als alternativ bezeichnender Leserschaft, landeten fragwürdige Aktionen, wie eben die TAZ: Mitarbeiterinnen verwandelten sowohl die von mir mühsam recherchierten Wissensinhalte als auch grundlegende Ideen des H2-Energiekonzepts im Handumdrehen in deren eigenes Werk in Form eines Artikels, während man jeglichen Verweis auf das ursprüngliche Konzept und auf dessen Autor bis heute vergeblich sucht: » Energiewende in Griechenland – Solarstrom in Bürgerhand « Die Kommunikation zwischen mir und der TAZ gibt schließlich auch Auskunft über das Demokratieverständnis dieses Blatts und über deren Organisationsmanagement (zur Ansicht dieses Schriftverkehrs hier klicken).

Wussten die öffentlich-rechtlichen in Deutschland Bescheid?

Das ZDF ja.

Und wie reagierten Fachkreise auf das Konzept?

Das lässt sich in diesem Rahmen nur schwer zusammenfassen. Mir sind ellenlange Diskussionen in Erinnerung, in denen zwar klar wurde, dass man von den gleichen Zielen überzeugt war, der Weg dorthin aber in sämtliche Details zerlegt wurde, bis am Ende nichts weiter übrig war als unzählige Möglichkeiten, von denen aus verschiedenen Gründen keine umgesetzt wurde. Und dann häufig die Erfahrung, dass viele meiner Diskutanten Reden mit praktischem Tun verwechseln! Und zwar vor allem auch in Kreisen, wo man sich selbst als alternative Deutsche betrachtet und sich gerne mit Begriffen wie » Macher « betitelt. Viele hören am liebsten sich selbst reden, zumal das wesentlich bequemer ist, als wirklich Hand anzulegen. Mit ein paar Stunden Recherchieren, Schwurbeln und Festkleben ist es eben bei Weitem nicht getan. Da muss man schon andere Opfer bringen, um klimatechnisch etwas zu bewegen. Nach Fukushima gab es plötzlich eine große Zahl an Wasserstoffvernatikern und viele redeten voller Tatendrang von freier Energie, während die gleichen Leute vor Fukushima ihre Zeit noch mit Online-Geschwurbel über 9/11 und Chemtrails verbrachten, wobei es nach der Freie-Energie-Phase überwiegend noch um Dinge wie Corona-Verschwörung und die Richtigkeit des Kreml´schen Angriffskriegs gegen die Ukraine geht. Das mag unverzeihlich sein. Doch richtiggehend skandalös ist es, dass hochrangige Persönlichkeiten aus Deutschland, die ihr Geld primär mit Reden verdienen, nichts unternommen haben, obwohl sie Bescheid wussten über das Konzept, seine Möglichkeiten und über seine weitreichenden Auswirkungen. Sie sind Wegbereiter der Klimahölle. Das ist jetzt Teil der Geschichte. Und auf diese Leute zeige ich mit dem Finger. Und nicht auf die KGB-Kritiker György Soros und Hillary Clinton.

Beispiele? Zu den ellenlangen Diskussionen in Fachkreisen?

Oh… Mea culpa, ich bin abgeschweift. Ja, ein Beispiel mit Ingenieuren im Bereich Wasserstofferzeugung. Der eine vertrat die Ansicht, dass Wasserstoff über Biomasse gewonnen werden müsse, der zweite wollte aber Elektrolyse, der dritte sagte, dass Elektrolyse aber ineffizient sei, der vierte, dass Elektrolyse nur dann ineffizient sei, wenn sie direkt an unser heutiges Stromnetz angeschlossen ist, der fünfte, Wasserstoff sei zwar gut, könne aber nicht adäquat transportiert werden und würde durch sämtliche Leitungen hindurchdiffundieren und zu Materialversprödung führen, der nächste belegte, dass diese Probleme gelöst sind, war aber der Ansicht, dass die Anlagen zur umfassenden Wasserstoffproduktion nicht finanzierbar seien und als nächstes kam jemand der hinzufügte, dass die anaerobe Vergärung doch der beste Weg sei, Wasserstoff aus Biomasse zu gewinnen und führte ein paar Formeln an.

Kommen Sie darin auch vor?

Ja. Ich bin der, der sagt, dass alle Wege der Wasserstoffherstellung ihren Platz finden werden, sofern sie sinnvoll und wirtschaftlich sind. Und das sind die meisten. Dazu ist aber ein großer Anfang notwendig und der kann nur über ein kraftvolles Signal aus der Politik kommen. Und natürlich ist die Elektrolyse eine geeignete Technologie, sofern sie nicht über unser Stromnetz läuft, sondern Wasserstoff im direkten Gleichstrombetrieb generiert, beispielsweise direkt neben den Windkraftanlagen.

Was ich immer wieder höre ist, dass Wasserstoff eben einfach zu ineffizient sei. Was sagen Sie dazu?

Dazu kann ich nur immer wieder sagen: Wenn alle Grundstoffe kostenlos und in rauen Mengen zur Verfügung stehen – Sonne, Meerwasser, CO2 – dann sind sämtliche Fragen zur Herstellungseffizienz als nachrangig zu bewerten! Denn dann treten andere Faktoren in den Vordergrund: politische Abhängigkeiten, auch bezüglich der Verfügbarkeit von Batterierohstoffen, der Rohstoffraubbau im Allgemeinen, Umweltfaktoren bei der Herstellung und beim Gebrauch chemiebasierender Batteriefahrzeuge, die allgemeine Leistungsfähigkeit unseres Stromnetzes bei flächendeckendem Einsatz von Batteriefahrzeugen, die Verlustleistung unseres heutigen Stromnetzes, um nur einige wenige zu nennen. Eine Lungenfüllung vom Abgas einer brennenden Batterie führt zum sicheren Tod, wohingegen Wasserstoff nur zu Wasserdampf verbrennt. Was ist an all dem so schwer zu verstehen? Es liegt doch auf der Hand, wofür wir uns da zu entscheiden haben. Und zwar sofort. Und ja, in puncto Effizienz wird im Griechenlandkonzept vorgerechnet, mit welchem Gaspreis zu rechnen ist und inwiefern wir alle, ob genossenschaftliche Betreiber oder nicht, davon profitieren – auch unter Berücksichtigung der Aufbaufinanzierung. Und ich versichere Ihnen: es ist sehr effizient. Stabiler, kalkulierbarer, bezahlbarer Gaspreis. Bauboom im europäischen Süden. Arbeitsplätze. Höhere Luftfeuchtigkeit und Wolkenbildung hierzulande. Und und und. Und je weiter die Technik voranschreitet und je vielseitiger Wasserstoff gewonnen und genutzt wird, desto effizienter wird die Sache.

Photovoltaik verliert aber doch bei hohen Temperaturen an Effizienz. Wie geht Ihr Konzept damit um?

Niemand bei Sinnen möchte in heißen Gegenden Photovoltaik zur Wasserstofferzeugung einsetzen – siehe Helios-Projekt der Bundesregierung unter Merkel… Das Zauberwort lautet bei uns Solarthermie – bis hin zur direkten solarthermischen Wasserspaltung!

Eben sprachen sie von einem kraftvollen politischen Signal, das nötig sei. Steht davon auch etwas in Ihrem Konzept?

Ja, in dem Buch schlage ich fünf Übergangsgesetze vor – in dem Kapitel » Wirtschaftspolitische Weichenstellung und bürgernahe Wertschöpfung «.

Und inwieweit stellt das Konzept eine Lösung des Ukrainekonflikts dar?

Man kann davon ausgehen, dass der Kremlherr die Macht des eigenen Staatsapparats in wesentlich geringerem Umfang überschätzt hätte, wenn Europa, vornehmlich Deutschland, weniger von russischem Gas abhängig gewesen wäre in den letzten zehn Jahren. Und dies wäre sicher der Fall gewesen, wenn das Kapitel » Wirtschaftspolitische Weichenstellung und bürgernahe Wertschöpfung « 2012 verwirklicht worden wäre. Die rüstungsfinanzierenden Staatseinnahmen Russlands wären dann bis heute auch deutlich geringer ausgefallen.

Was kann der Einzelne hierzulande Ihrer Meinung nach sofort für das Klima tun?

Die KFZ-Klimaanlage zwischen September und April konsequent ausschalten, sich rein gar nichts auf das schicke » E « auf dem Kennzeichen einbilden und ausgiebig darüber nachdenken, ob die Worte des in der Schweiz bekannten Klimaphysikers Reto Knutti vielleicht sogar etwas mit einem selbst zu tun haben: » Der Mensch ist dumm, faul, egoistisch und kurzsichtig. «

Würden Sie es sich gefallen lassen, als Vordenker bezeichnet zu werden?

Würde das etwas ändern?

Vermutlich nicht. Eine letzte Frage noch: Machen Sie weiter?

Baut mich auf. Finanziert mich. Und ich mache weiter.

Vielen Dank für das Gespräch.

LOHC–Wasserstoff im Griff des Postfaktischen? Konversation zum Aufstieg einer Erdölblase

Steht uns nach der Energiesparlampe und dem Batterieauto nun die nächste Absurdität der Energiewende bevor? Oder liegen wir mit unseren Einwänden falsch und verkennen das Potential, das im neuen Energieträger LOHC gesehen wird?

Bei der Beantwortung hilft wahrscheinlich eine Konversation, die sich kürzlich zwischen Herrn Prof. Dr. Arlt vom sog. Bavarian Hydrogen Center der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und dem enXpress ergab, beruhend auf einem Leserbrief zu unserem Artikel » Wasserstoff tanken mit LOHC – Durchbruch oder neue Probleme? « vom 7. April ’16:

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Ihr Artikel über LOHC: Durchbruch oder neue Probleme
Sat, 17 Feb 2018 23:02:21
Von: Arlt, Wolfgang
An: Energienovum e. V. | enXpress

Sehr geehrte Redakteure,

dieser Artikel enthält Wahrheiten und Unwahrheiten. Die vielen Unwahrheiten zu kommentieren, sprengt den Rahmen dieser Zuschrift. Aber: niemand möchte einen PKW mit LOHC jetzt betreiben, aber Sie können auf meiner Homepage eine Studie für LKW runterladen, die ich für das BM für Verkehr erstellt habe.

Ich bitte um mehr Sorgfalt bei der Recherche.

Mit freundlichen Grüßen
W.Arlt

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Fwd: Ihr Artikel über LOHC: Durchbruch oder neue Probleme
Sat, 24 Feb 2018 12:07:14 +0100
Von: Energienovum e. V. | enXpress
An: Arlt, Wolfgang

Sehr geehrter Herr Arlt,

nach einer Redaktionssitzung informiere ich Sie über nachfolgende Sachverhalte.

Sie schreiben: » Die vielen Unwahrheiten zu kommentieren, sprengt den Rahmen dieser Zuschrift. Aber: niemand möchte einen PKW mit LOHC jetzt betreiben, aber Sie können auf meiner Homepage eine Studie für LKW runterladen, die ich für das BM für Verkehr erstellt habe. «

Zunächst einmal sind wir beruhigt, dass niemand PKW mit LOHC betreiben möchte – nicht jetzt und hoffentlich auch nicht in Zukunft. Als Gründe hierfür gelten weiterhin die hohe Toxizität, der um das rund 25-fach größere Mengenbedarf als bei Benzin und Diesel, sowie das Vorhandensein einfacherer, günstigerer und gesünderer Alternativen zur Abschaffung von Benzin und Diesel, Gas, Kohle, Uran etc.

Wie nun auch Ihre Studie für das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur » Machbarkeitsstudie Wasserstoff­ und Speicherung im Schwerlastverkehr « zeigt, wäre die Nutzung der LOHC-Technologie für den PKW-Bereich blanker Unsinn. Daher ist es in unseren Augen ein Schritt in die richtige Richtung, dass Sie von Ihrer Ansicht, die LOHC-Technologie sei auch für den PKW-Verkehr geeignet, abgekommen sind (vgl. u. a. Ihr Artikel » Stabile Energieversorgung trotz unsteter Erzeugung «, Solarzeitalter 1|2012). Vielleicht konnten wir durch unseren Artikel » Wasserstoff tanken mit LOHC – Durchbruch oder neue Probleme? « zu dieser positiven Entwicklung beitragen.

Wir möchten Sie bitten, nun auch Ihre Kollegen von Ihrem neuen Standpunkt zu überzeugen, denn schließlich ließen und lassen sich auch von Ihren Kollegen viele Artikel und andere Beiträge finden, die LOHC für PKW propagieren. Darüber hinaus bitten wir Sie, auch die LOHC-Technologie für LKW aus entsprechenden Gründen nicht weiterzuverfolgen.

Mit freundlichen Grüßen
Die Redaktion von enXpress.de

https://www.zeit.de/2013/32/index
Die Zeit, Ausgabe Nr. 32/2013

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AW: Ihr Artikel über LOHC: Durchbruch oder neue Probleme
Sat, 24 Feb 2018 12:24:56
Von: Arlt, Wolfgang
An: Energienovum e. V. | enXpress

Sehr geehrte Redaktion,

ich habe auf Ihrer Internetseite nachgeschaut: die Redaktion besteht offensichtlich aus einem Architekten und einem Software-Ingenieur. Da fehlt grundlegende Fachkompetenz und so sind Ihre Kommentare verständlich.

Ich möchte kurz zu den unten stehenden Absätzen Stellung nehmen:

1. mit dem heutigen Technologiestand ist kein PKW betreibbar, aber es gibt Entwicklungen, die auf Basis LOHC einen solchen Fortschritt machbar erscheinen lassen. Das Nahziel sind LKW und Busse, da gibt es keine gangbare Alternative. Aufsätze Ihrer Redaktion habe ich noch nicht gelesen.

2. Unser LOHC namens DBT ist NICHT toxisch, nicht mal mindergiftig. Es ist kein Gefahrstoff und es gibt keine Mengenbegrenzung für die Mitnahme in Fahrzeugen. Die Norm heißt ADR. Diesel ist z.B. auf knapp 1500 Liter als Treibstoff begrenzt. LOHC als Transportgut wird schon heute ohne die orangefarbenen Schilder transportiert.

3. Der Energieinhalt ist formal 1:5, aufgrund des überlegenen Kreisprozesses ist 1:3 in der Praxis erreichbar. Die Voraussetzung ist ein Wärmemanagement z.B. im Fahrzeug. Da gibt es Hochtemperatur-Brennstoffzellen oder auch H2-Verbrennungsmotoren. Ihre Werte erschließen sich mir nicht.

Sie werden noch staunen, was in nächster Zukunft aus der LOHC-Technik rauskommt. Zum Glück hängt der Erfolg nicht von Ihrer Meinung ab.

Mit freundlichen Grüßen
W.Arlt

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Re: Ihr Artikel über LOHC: Durchbruch oder neue Probleme
Thu, 29 Mar 2018 09:39:25 +0200
Von: Energienovum e. V. | enXpress  | Ehrnsberger
An: Arlt, Wolfgang

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Arlt,
 
vielen Dank für Ihre E-Mail vom 24.02. Als Vorsitzender von Energienovum e. V. möchte ich mich an dieser Stelle persönlich in die Interaktion zwischen Ihnen und unserer Redaktion einschalten und wie folgt auf Ihre Erläuterungen Bezug nehmen. 
 
Sie schreiben: » Mit dem heutigen Technologiestand ist kein PKW [mit LOHC – Anm. d. Verfassers] betreibbar…«
 
Das hatten wir in unsere Überlegungen einbezogen und es ist öffentlich bekannt, dass es sich beim Betrieb von KFZ mit LOHC um ein Entwicklungsprojekt handelt, und nicht um den aktuellen Stand der Technik.

Sie schreiben: »…, aber es gibt Entwicklungen, die auf Basis LOHC einen solchen Fortschritt machbar erscheinen lassen…«
 
Auch abhängig von Ihren Äußerungen der Vergangenheit (flankiert von einer Reihe externer Veröffentlichungen) die hinsichtlich einer LOHC-Nutzung meist positiven Bezug auf PKW anstatt positiven Bezug auf LKW nahmen, ist in der Öffentlichkeit die Vorstellung von LOHC-betriebenen Autos entstanden. Zudem liegt uns eine E-Mail des von Ihnen initiierten Unternehmens Hydrogenious Technologies GmbH vor, in der kein Problem darin gesehen wird, weiterhin diesen Eindruck zu vermitteln: 

 
27. März 2016 | An: info@hydrogenious.net
 
Sehr geehrte Damen und Herren,
 
ich bin sehr am Gelingen der Energiewende interessiert und von Wasserstoff überzeugt. Ich finde die LOHC-Technologie interessant, verstehe aber eines noch nicht. Wie würde der Vorgang praktisch ablaufen?
 
Das Auto tankt die Trägerflüssigkeit und über die Brennstoffzelle wird diese dehydriert – soweit alles klar.
 
Was geschieht mit der dehydrierten Trägerflüssigkeit. Bleibt diese in einem zweiten Tank und wird dieser an der Tankstelle entleert?
 
Vielen Dank.
 
Mit freundlichen Grüßen
A. Ehrnsberger 


29. März 2016 | Von: Cornelius Heydt
 
Sehr geehrter Herr Ehrnsberger,
 
haben Sie zunächst herzlichen Dank für Ihr Interesse an unserer LOHC Technologie. Hierzu ein paar kleinere Erläuterungen/ Korrekturen.
 
Die beladene Flüssigkeit wird nicht direkt ins Auto getankt, dies ist technisch noch nicht umsetzbar. Vielmehr wird sie an die Tankstelle geliefert und kann dort in der bestehenden Infrastruktur für Kraftstoffe gelagert werden.
 
An der Tankstelle wird sie dehydriert und der Wasserstoff unter Druck ins Auto getankt.
 
Die entladene Flüssigkeit wird dann im Rahmen der Logistik zur Wasserstoffquelle zurücktransportiert und kann bis zu 1.000 Mal wiederverwendet werden.
 
Mit besten Grüßen
Cornelius von der Heydt

Um die in der Vergangenheit erfolgten Veröffentlichungen zur LOHC-Nutzung im PKW sinnvoll zu ergänzen, bezieht sich nun auch unsere LOHC-Veröffentlichung zu einem Teil auf PKW. Uns ist doch bewusst, dass der PKW von erheblichem öffentlichen Interesse ist. 
 
Sie schreiben: »… Das Nahziel sind LKW und Busse, … «

Das Erdöl-basierte LOHC in LKW und Bussen zu nutzen beherbergt ebenfalls die von uns beschriebenen Probleme, die umso größer sind, da die Reversibilität begrenzt ist und die Milliarden Tonnen der Substanz bereits nach 1.000 Beladungs-/ Betankungszyklen zu entsorgen sind.
 
Sie schreiben: »… da gibt es keine gangbare Alternative. «
 
Diese These halte ich für gewagt, denn bereits heute ist Wasserstoff ohne LOHC kommerziell an Tankstellen erhältlich und wird auch bereits heute in die dem Endverbraucher vermehrt angebotenen PKW getankt. Auch für die Speicherung existieren die entsprechenden Technologien, sowohl im Detail als auch hinsichtlich erforderlicher Kapazitäten  wohl gemerkt: nicht als Entwicklungsziel sondern bereits heute. A.) Bitte teilen Sie uns mit, weshalb Sie diese Alternativen für nicht gangbar halten.
  
Sie schreiben: » Aufsätze Ihrer Redaktion habe ich noch nicht gelesen. «
 
Zum Thema Wasserstoffspeicherung (ohne LOHC) empfehle ich unsere folgende Veröffentlichung: » Diffusion und Versprödung: Was uns an der Speicherung von Wasserstoff hindert – oder auch nicht «
  
Weiterhin schreiben Sie: » Der Energieinhalt ist formal 1:5…«
 
Damit meinen Sie vereinfacht ausgedrückt unter anderem, dass anstelle einen Liter Diesels fünf Liter LOHC getankt werden müssen, um den gleichen Energiegehalt zu transportieren, und zwar formal.
 
Dieser formale bzw. theoretische und maximal mögliche Zielwert wurde jedoch nach den uns vorliegenden Informationen bislang technisch nicht erreicht. Derzeit tatsächlich möglich sind demnach nur rund 20 Prozent des formalen Werts. Das sind nicht fünf Liter Dibenzyltoluol anstelle des einen Liter Diesels sondern 5 x 5 Liter = 25 Liter LOHC anstelle des einen Liter Diesels. Das tatsächliche (nicht formale) Verhältnis der Speicherdichte liegt demnach nicht bei 1:5 sondern bei 1:25, wie in unserer Tabelle EN.D20160407-01 dargestellt. B.) Sollten hierzu zwischenzeitlich Fortschritte erzielt worden sein, bitte ich Sie, uns die entsprechenden Nachweise zu senden.
 
Am Rande: Wir ziehen den Dieselkraftstoff im Rahmen eines für jeden eingängigen Mengenvergleichs heran, ohne Diesel verteidigen zu wollen. Vielmehr verteidigen wir die Nutzung reinen, regenerativ erzeugten Wasserstoffs ohne LOHC.
  
Sie schreiben: » Unser LOHC namens DBT ist NICHT toxisch, nicht mal mindergiftig. Es ist kein Gefahrstoff… «
 
In dem auf EG-Verordnung 1907/2006 des Europäischen Parlaments beruhenden Sicherheitsdatenblatt zu dem von Ihnen angesprochenen Dibenzyltoluol (DBT, LOHC II) steht unter anderem: Das Produkt ist gemäß Verordnung (EG) 1272/2008 (CLP) kennzeichnungspflichtig. 

Gefahrensymbol und Signalwort:

Gesundheitsgefahr
Gesundheitsgefahr

 
Einstufung des Stoffs oder Gemischs/ Gefahrenhinweise: H304 Kann bei Verschlucken und Eindringen in die Atemwege tödlich sein. H413 Kann für Wasserorganismen schädlich sein, mit langfristiger Wirkung. (Vgl. unsere Veröffentlichung vom 7. April ’16)
 
Sie schreiben: » LOHC als Transportgut wird schon heute ohne die orangefarbenen Schilder transportiert. «
 
Das ist dann laut EG-Verordnung 1907/2006 des Europäischen Parlaments nicht gesetzeskonform. Bitte tragen Sie dazu bei, diesen Missstand zu beheben. C.) Bitte teilen Sie uns Ihre Quelle mit, aus der hervorgeht, dass DBT nicht toxisch, nicht mindergiftig und kein Gefahrstoff ist. Das Umweltbundesamt hat DBT – wie bereits in unserer Veröffentlichung erwähnt – in seiner Liste der problematischen Stoffe aufgeführt. 

Die Diskrepanz zwischen den von Ihnen, als hochgeschätzten Wissenschaftler verfassten Inhalten und den Tatsachen ist schlussendlich irritierend. In unserer Recherche jedenfalls konnte auch ich keine Unwahrheiten feststellen, ebenso wenig in unseren Veröffentlichungen. Auch die Werte für die Speicherkapazität des LOHC entsprechen denen der Dissertationen Ihrer Fakultät. Wir hoffen, dass die sinnvollen Alternativen zu LOHC weiter an Boden gewinnen und wir Sie eines Tages von der Sinnhaftigkeit dieser Alternativen gegenüber den Mineralölprodukten LOHC und LOHC II überzeugen können.

Die Einleitung Ihrer letzten E-Mail bezüglich des Architekten und des Softwareingenieurs möchte ich zu guter Letzt wie folgt kommentieren: Unsere Gesellschaft täte gut daran, mehr Wert darauf zu legen, was gesagt wird, als darauf, wer etwas sagt.
  
In Erwartung Ihrer geschätzten Antworten verbleibe ich.
 
Mit freundlichen Grüßen
A. J. Ehrnsberger, Dipl.-Ing.

– – –

Die angeforderten Antworten haben wir auch fünf Wochen nach unserer letzten E-Mail an Prof. Dr. Arlt nicht erhalten, was vieles bedeuten kann aber auch vermuten lässt, dass man die Neigung des enXpress, keine Unwahrheiten zu verbreiten, in Erlangen inzwischen anerkennt.

Wir sind im Übrigen nicht der Ansicht, dass uns mit LOHC die nächste Absurdität der Energiewende bevorsteht, denn zieht man die Nachteile dieses neuen Energieträgers heran, dürfte es sich dabei eher um ein PR-Konzept für den institutionellen Selbsterhalt handeln als um ein Realisierungsprojekt für die kommerzielle Nutzung von Wasserstoff.

NACHTRAG: Am 18.05.2018 erhielten wir von Herrn Prof. Dr. Arlt doch noch eine Antwort, deren Veröffentlichung er uns jedoch untersagte.

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Diffusion und Versprödung Was uns an der Speicherung von Wasserstoff hindert – oder auch nicht

Ja, mit Wasserstoff lässt sich regenerativer Strom speichern und über viele tausend Kilometer transportieren – mit vernachlässigbaren Verlusten. Das deutsche Gasnetz, das heute einen Großteil aller Gebäude des Landes miteinander verbindet, kann laut Naturalhy[1], einer groß angelegten technischen Studie der EU, bereits mit der heutigen technischen Ausstattung inkl. unserer Endgeräte einen 50-prozentigen Wasserstoffanteil vertragen, wobei kaum jemand weiß, dass bereits im konventionellen Erdgas von Natur aus ein gewisser Wasserstoffanteil enthalten ist.

Vieles am gesundheits- und umweltfreundlichen Energieträger Wasserstoff gilt bereits heute als gelöst. Nicht gelöst hingegen sind Vorurteile in der Bevölkerung. Viele Menschen vertreten nach wie vor die Ansicht, Wasserstoff sei technisch nicht beherrschbar oder seine Herstellung sei nicht effizient genug. Die aufgeklärteren meinen bereits, Wasserstoff könne in Zukunft eine Rolle bei der Energieversorgung spielen. Beides ist falsch, denn Wasserstoff ist nicht gefährlicher als Erdgas und zu null Prozent radioaktiv. Und Wasserstoff kann nicht erst in einer weit entfernten Zukunft eine Rolle bei der Energieversorgung spielen, sondern bereits heute, und zwar eine entscheidende.

Sind die gebetsmühlenartig vorgetragenen technischen Probleme des Wasserstoffs wirklich so gravierend und seine Herstellung wirklich nicht effizient genug, sodass seine Nutzung heute noch nicht sinnvoll sein kann?

Ein Teil der Antwort: Die Effizienz bei der Herstellung von Wasserstoff spielt eine untergeordnete Rolle, wenn auf der einen Seite alle Rohstoffe, die dafür benötigt werden, kostenlos zur Verfügung stehen (Sonne und Wasser) und auf der anderen Seite Win-win-Strategien zur Finanzierung aller notwendigen technischen Anlagen existieren (z. B. h2ek) [2].

Einen anderen Teil der Antwort, nämlich die zu den primär vorgetragenen technischen Problemen eines großflächigen Einsatzes von Wasserstoff als Energieträger zählenden Faktoren » Materialversprödung « und » Diffusion «, untersuchen wir mit der vorliegenden Analyse. Mit weiteren technischen Faktoren wie dem Kompressionsaufwand, der Druckbetankung und der Effizienz der Elektrolyse befassen wir uns anhand anderer Artikel.

DIFFUSION VON WASSERSTOFF

Was hat es mit der zu hohen oder zu schnellen Diffusion von Wasserstoff durch die Wandungen umschließender Bauteile wie Tank und Leitung auf sich? » Zu hoch « und » zu schnell « klingen ja bereits recht problematisch. Fragt sich, im Vergleich zu was zu hoch und zu schnell. Antwort: Der Vergleich bezieht sich auf das Diffusionsverhalten anderer Gase[3], was sich anhand folgenden Beispiels veranschaulichen lässt:

Man stelle sich die Halle des Boeing-Werks in Everett vor, welches über ein Volumen von dreizehn Millionen Kubikmetern verfügt. Dieses Volumen stellen wir uns zehn Mal nebeneinander vor. In neun dieser Volumen, schwirrt jeweils eine Fliege umher. Diese neun Volumen stehen für die erwähnten anderen Gase. Im zehnten Volumen schwirren zwanzig Fliegen umher. Dieses Volumen steht für Wasserstoffgas. Nun wäre die Aussage, die zehnte Halle verfügte über eine deutlich höhere Fliegendichte korrekt und führte selbstverständlich auch zu einem deutlich höheren Verlust von frei nutzbarem Volumen als bei den anderen Hallen. Doch ausgehend von der Annahme, eine Fliege beanspruchte mit ihrem Körper ein Raummaß von 3 x 2 x 2 mm und verfügte damit über ein Volumen von 0,0000000000012 Kubikmetern (1,2-12 m³), wird deutlich, dass den Fliegen in den Hallen keine entscheidende Rolle beim Volumen zukommt – egal in welcher Halle. Im Vergleich zu den 13.000.000 Kubikmetern einer Halle ist der Verlust an Raumvolumen also offensichtlich zu vernachlässigen, ebenso, wie dies bei der Diffusion von Wasserstoff der Fall ist, denn das Mengenverhältnis ist annähernd vergleichbar.

Quantifizieren lässt sich die Verlustrate von Wasserstoff durch Diffusion mit Hilfe des ersten und zweiten – nicht lachen – Fickschen Gesetzes[4]. So würde eine mit Wasserstoff gefüllte Stahlflasche mit 30 bar Druck, einer Höhe von 1,5 Metern, einem Innendurchmesser von 120 Millimetern und der Wandstärke von 10 Millimetern ca. 46,7 Liter Wasserstoffgas enthalten. Durch Diffusion würden bei einer Umgebungstemperatur von 22°C nach der Fickschen Gleichung nur rund 0,38 Liter verloren gehen – im Zeitraum von 10 Jahren! Rein theoretisch, denn in der Praxis ist die tatsächlich durch die Wandungen hindurchpermeierende Wasserstoffmenge um Zehnerpotenzen kleiner[5], weil die Einstellung der Wasserstoffsättigung an der Wandoberfläche in der Fickschen Gleichung als augenblicklich ablaufender Vorgang angenommen wird; tatsächlich benötigt die Sättigung jedoch Tage und Wochen statt Sekunden. Erwähnenswert ist allerdings, dass die Verluste mit zunehmendem Druck im Speicher um ein Mehrfaches ansteigen, was jedoch aufgrund der immer noch extrem geringen Mengen weder ein Sicherheitsrisiko noch einen relevanten Verlust darstellt.

Ein Kollege gab während einer Diskussion über die Diffusionsgeschwindigkeit allerdings zu bedenken, dass die Wasserstofftanks der BMW-Flotte an Wasserstofffahrzeugen innerhalb von vier Wochen praktisch ihren gesamten Inhalt verloren hatten. Damit hatte der Kollege zwar Recht, ursächlich hierfür war allerdings nicht das Diffusionsverhalten des Wasserstoffs, sondern die Sicherheitstechnik. Die BMW-Flotte verfügte über Kryo-Tanks[6] um den Wasserstoff tief kalt und somit flüssig zu speichern, ohne den Druck von mehreren hundert Bar – aufgrund der benötigten Mengen muss das unter Normbedingungen stark ausgedehnte Volumen von Wasserstoffgas irgendwie verkleinert werden; entweder durch Kompression oder durch herunterkühlen. Leckagen entstanden also nicht aufgrund der Diffusion durch die Gefäßwandungen, sondern per Weg durch die Überdruckventile[7]. Trotz der Wärmeisolation verdampft bei dieser Art der Speicherung kontinuierlich ein Teil des Wasserstoffs und erhöht somit ständig den Druck im Tank, der ständig abgelassen wird, damit es nicht zum Versagen von Dichtungen oder gar zum Bersten des Tanks kommt. Mit den Überdruckventilen wird bei dieser Technologie also Wasserstoff gezielt abgeblasen. Dieser Vorgang hält so lange an, bis kaum mehr Wasserstoff im Tank vorhanden ist.

Das Diffusionsvermögen von Wasserstoff für metallische Umschließungen (Gasflaschen, Rohrleitungen etc.) ist also nicht von praktischer Bedeutung, sondern ein Effekt von rein akademischem Interesse. Bis sich hierdurch eine nennenswerte Menge an Wasserstoffgas außerhalb der Umschließung ansammeln kann, dürften mindestens mehrere Jahrhunderte vergehen. Speicherverluste durch Diffusion in beachtenswerten und sicherheitsrelevanten Mengen sind im Umgang mit Wasserstoff also nicht zu befürchten. Was bleibt, ist das Risiko der Wasserstoffversprödung und die Frage, inwiefern diese relevant ist.

MATERIALVERSPRÖDUNG DURCH WASSERSTOFF

Die Materialversprödung durch Wasserstoff kann mehrere Gründe haben. Einer ist, dass grundsätzlich alle Werkstoffe an Elastizität verlieren, wenn sie abgekühlt werden. Für den Umgang mit tiefen Temperaturen müssen daher Materialien gewählt werden, die unter diesen Bedingungen noch eine gewisse Elastizität aufweisen, was auch für Behälter mit flüssigem Wasserstoff gilt. Diese Art der Versprödung ist also nicht speziell auf Wasserstoff zurückzuführen[8].

Bei der Auswahl der Materialien speziell für Wasserstoffanwendungen ist der Einfluss von Wasserstoff selbst, unabhängig ob tief kalt, flüssig oder als Gas vorliegend, auf die Materialeigenschaften zu berücksichtigen. Aufgrund der Vielzahl an verschiedenen Werkstoffen und Legierungen ist eine verallgemeinernde Beschreibung von Einfluss und Auswirkung schwierig. Vielmehr erweist es sich als zielführend, jene Materialien zu beschreiben und zu charakterisieren, die für Anwendungen mit Wasserstoff besonders geeignet sind[9].

Wasserstoffversprödung, ein Phänomen, das nur bei Metallen auftritt aber längst nicht bei allen, lässt sich dadurch erklären, dass der atomare Wasserstoff den Zusammenhalt des Metallgitters schwächt (Dekohäsion[10]) und etwaig vorhandene Anrisse schneller wachsen lässt. Anders gesagt: Der Wasserstoff beschleunigt bei diesen Metallen die so genannte Spannungsrisskorrosion. Anfällig sind vorwiegend Metalle mit einem kubisch-raumzentrierten Gitter, wie dies etwa bei ferritischen Stählen der Fall ist, wohingegen Metalle mit einem kubisch-flächenzentrierten Gitter wie Aluminiumlegierungen, austenitische Stähle, und Nickel, nicht nennenswert angegriffen werden. Auch die Werkstoffe der zuerst genannten Gruppe können in der Wasserstofftechnik Verwendung finden, wenn man durch geeignete Gestaltung der Werkstücke die darin auftretenden Spannungen unterhalb einer bestimmten Schwelle hält und man beispielsweise durch Oberflächenbeschichtung das Auftreten von Anrissen unterdrückt[11]. Am einfachsten und sichersten lässt sich die Versprödungsgefahr jedoch durch die Verunreinigen des Wasserstoffs mit einem geringen Anteil an Sauerstoff unterbinden. In Anbetracht dessen, dass ab einer Verunreinigung von 200ppm mit Sauerstoff (0,02%)[12] eine Dissoziation von H2 nicht mehr zu beobachten ist, stellt dies durchaus eine Möglichkeit dar, bei ferritischen Standardstählen die Versprödung auf einfache Art zu vermeiden. Damit existieren mehrere Auswahlmöglichkeiten, die Materialversprödung durch Wasserstoff in einer nicht relevanten Größenordnung zu halten bzw. diese gänzlich auszuschließen.

SONDERFALL OXYHYDROGEN

Die Tatsache, dass Wasserstoff, wie oben beschrieben, leichter als bei anderen Gasen durch bestimmte Metalle diffundiert, wird oftmals auch auf Oxyhydrogen (HHO) übertragen. Speicherverluste in beachtenswerten oder sicherheitsgefährdenden Mengen sind dabei aber gänzlich ausgeschlossen, was sich, wie am Ende des vorhergehenden Abschnitts erörtert, auch insofern auf die Materialversprödung auswirkt, als dass sie nicht stattfindet[13]. Bei Wasserstoffgas, das mit dem erwähnten Anteil an Sauerstoff verunreinigt ist, liegt dabei u. a. aufgrund der für einen möglichen Oxidationsprozess (Verbrennung, Explosion) nicht ausreichenden Menge an Sauerstoff noch kein Oxyhydrogen im eigentlichen Sinne vor. Von der Speicherung von Oxyhydrogen ist unserer Ansicht nach grundsätzlich abzuraten.



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Hintergrundfoto des Artikel-Covers mit freundlicher Genehmigung des Rechteinhabers Fliegerweb.com



[1]
European Union | Naturalhy Study ENG.pdf

[2] Ehrnsberger, A. J. | H2-Energiekonzept GER.pdf

[3] Savannah River Company | Management of Leaks ENG.pdf

[4] CAU Kiel | Ficksche-Gesetze GER.pdf

[5] DWV | Wasserstoff Sicherheits Kompendium GER.pdf

[6] Störfallkommission | Anwendung H2-Technologie GER.pdf

[7] Hansestadt Hamburg | H2-Studie GER.pdf

[8] Kaesche, Dr. rer. Nat. H.: „Die Korrosion der Metalle“, Springer Verlag, ISBN 978-3-642-18427-7, Berlin, 2011

[9] Katsuhiko, Hirose: „Handbook of Hydrogen Storage“, Hirscher, M. (Hrsg.), Wiley-VCH Verlag, ISBN: 978-3-527-32273-2, Weinheim, 2010

[10] Tiegel, M. C.| H2-induzierte Rissbildung in Eisen GER.pdf

[11] Katsuhiko, Hirose: „Handbook of Hydrogen Storage“, Hirscher, M. (Hrsg.), Wiley-VCH Verlag, ISBN: 978-3-527-32273-2, Weinheim, 2010

[12] [13] Lewis RC | H2 Environment Embrittlement ENG.pdf

EINFACH WIE BENZIN – WASSERSTOFF TANKEN MIT LOHC Segensreicher Durchbruch oder neue Probleme?

In den entwickelten Industriegesellschaften herrscht Konsens über die Notwendigkeit regenerativ erzeugter Energie und deren gleichmäßiger Verteilung. Dass dies möglichst verlustfrei geschehen soll und auch möglichst ohne industrielle Zweckkonstrukte wie Windrad, Solarfeld und Hochspannungstrasse, darüber ist man sich weitgehend einig.
So kommen wir zu der einen Frage, deren Beantwortung über das Gelingen der Dekarbonisierung, also des Umstiegs von fossilen auf erneuerbare Energien, einem Hauptpfeiler der Energiewende, einem zentralen Mittel des Klimaschutzes entscheidet:

WIE KANN ENERGIE IM BENÖTIGTEN UMFANG REGENERATIV ERZEUGT UND GLEICHMÄSSIG UND KONSISTENT BEREITGESTELLT WERDEN?

Sowohl die heute diskutierten als auch die in Umsetzung befindlichen Konzepte liefern hierzu meist nur unbefriedigende Antworten, denn entweder sind die Transportwege zu lang, zu kostenintensiv, zu verlustbehaftet oder Kulturlandschaften müssen in unliebsamer Weise mit Energietechnik ausgestattet werden. Dabei gilt die Energieerzeugung durch Windparks auf hoher See mit anschließender Verteilung des Stroms per Erdkabel ins Landesinnere als beliebter Ansatz, denn da liegt die Produktionstechnik fernab jeder Kulturlandschaft und die Leitungen sieht man nicht. Die zusätzlichen technologiebedingten Transportverluste scheint man hierbei gerne in Kauf zu nehmen, und von den ohnehin bestehenden überbordenden Verlusten unseres heutigen Netzsystems wissen nur wenige. Für den Ausgleich der natürlichen Schwankungen bei der dargebotsabhängigen Energieproduktion aus Wind und Sonne scheint sich parallel dazu eine vielversprechende Lösung abzuzeichnen.

REGENERATIVEN STROM EINFACH SPEICHERN

Das überschaubare Spektrum an Möglichkeiten zur Speicherung regenerativ erzeugten Stroms bot lange Zeit keine passenden Ansätze. Bei großen Batteriespeicheranlagen überwiegen die hohen Kosten und für das so genannte Smartgrid fehlt auf absehbare Zeit die ausreichende Anzahl an E-Fahrzeugen, die innerhalb des „intelligenten Netzes“ den Strom speichern könnten. Und sowohl unterirdische Druckluftspeicher als auch Pumpspeicherseen können nur begrenzte Teillösungen sein – bedingt durch geologische Rahmenbedingungen und die stark begrenzte Speicherdichte.
Doch die Speicherung von Strom in Wasserstoff scheint eine umfassende Lösung darzustellen, denn Wasserstoff kann mittels elektrischer Energie überall, einfach und sauber erzeugt werden und die Dynamik, die dieses Thema durch die LOHC-Technologie* seit einiger Zeit erfährt, lässt aufhorchen. Denn jetzt gilt eines der beiden vermeintlichen Hauptprobleme des Wasserstoffs als gelöst, nämlich die Speicherung, und das andere Problem scheint keine Rolle mehr zu spielen – der geringe Wirkungsgrad bei der Erzeugung von Wasserstoff durch Elektrolyse. Bei der medienwirksamen Einweihung einer ersten Wasserstoffspeicheranlage auf LOHC-Basis sagte die Bayerische Staatsministerin für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie, Ilse Aigner am 29.01.2016 in Erlangen: „Für uns ist LOHC ganz klar auch eine Zukunftstechnologie und kann, wahrscheinlich muss es auch, ein wichtiger Baustein für die Energiewende werden.“ Der Freistaat Bayern ist mit dem „Bavarian Hydrogen Center“, in dessen Zentrum die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg steht, Förderer dieser Technologie.

LOHC, DER FLÜSSIGE, ORGANISCHE WASSERSTOFFTRÄGER

Wasserstoff hat eine Reihe positiver Eigenschaften. Verbrennt man ihn beispielsweise, entsteht kein Abgas, sondern Wasser. Und nein, Wasserstoff ist nicht radioaktiv. Bis heute gilt jedoch die Speicherung des unter normalen Bedingungen gasförmigen Stoffs als problematisch, denn die hierzu notwendige Komprimierung des Gases auf 700 bar oder entsprechend die Herabkühlung auf minus 253 Grad erfordert nach allgemeinem Kenntnisstand zusätzlichen Energieaufwand – hier wird mit Verlusten von rund 12 Prozent gerechnet. Darüber hinaus gelingt dessen Speicherung unter hohem Druck aufgrund trotz der geringen Größe des Wasserstoffatoms erst in jüngerer Zeit, denn erst High-Tech-Materialien ermöglichen es, Bauteile einer Tankanlage gegen ein Austreten in Dampfform vollständig abzudichten auch in Druckbehältern, die aus handelsüblichen Stählen gefertigt sind. Die Diffusion von Wasserstoff findet dabei in einer vernachlässigbaren Größenordnung statt (27.06.2017: Textänderung aufgrund anderer Erkenntnisse). Doch schon die Erzeugung von Wasserstoff mit Hilfe von Strom per Elektrolyse ist in Wissenschafts-, Ingenieurs- und Politikerkreisen eben aufgrund des geringen Wirkungsgrads von meist angenommenen 70 Prozent unbeliebt (30 Prozent der Energie gehen verloren), das heißt, sie war unbeliebt, denn seit LOHC spielt dieser Faktor, dieses Argument, das lange Zeit gegen die kommerzielle Nutzung von Wasserstoff als Energieträger vorgetragen wurde, vielerorts keine Rolle mehr. Die Firma Hydrogenious Technologies GmbH** aus Erlangen schreibt hierzu in der Pressemitteilung vom 01.02.2016: „Im Rahmen der Einweihung wurde die LOHC Technologie zur sicheren und effizienten Wasserstoffspeicherung einem breiten Publikum aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft vorgestellt – ein Quantensprung auf dem Weg zu einer nachhaltigen Wasserstoffwirtschaft.“

LOHC IN DER THEORIE

Das Gesamtsystem der regenerativen LOHC-Technologie besteht aus zwei Teilen. Ein Teil ist seit dem 19ten Jahrhundert bekannt, heißt Elektrolyse und besteht in unserem Fall in der Aufspaltung von Wasser in seine beiden gasförmigen Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff durch die Zugabe von elektrischem Strom. Der andere Teil umfasst die eigentliche Innovation der 1970er Jahre, nämlich die Speicherung des so entstandenen Wasserstoffgases in einer Flüssigkeit und deren reversible Nutzung.
Hierzu wird eine geeignete Trägerflüssigkeit im Prozess der so genannten LOHC-Hydrierung mit Wasserstoff „beladen“. Die Wasserstoffmoleküle werden hierbei in entsprechenden Reaktoren chemisch an das flüssige Trägermaterial gebunden – mittels katalytischer Reaktion bei 50 bar Druck, wobei rund 150°C nutzbare Abwärme entsteht. Ist das LOHC beladen, kann es als Kraftstoff z. B. für Brennstoffzellen genutzt werden, durch die bei Bedarf über die so genannte Rückverstromung Elektrizität gewonnen wird. Der Wirkungsgrad vom Moment der Abführung der elektrischen Energie aus dem Stromnetz über die Elektrolyse, die Hydrierung, die Speicherung, die Dehydrierung bis zur Endnutzung beispielsweise im PKW soll laut der Hydrogenious Technologies GmbH aktuell bei 26 bis 28 Prozent und künftig bei bestenfalls 43 Prozent liegen. Hydrogenious wirbt damit, dass hier die herkömmliche Energieinfrastruktur mit ihren Tankfahrzeugen, Pipelines und Tankstellen genutzt werden kann. Nachdem die mit Wasserstoff beladene Flüssigkeit in der Brennstoffzelle in elektrischen Strom zurückgewandelt also entladen wurde, kann die Flüssigkeit erneut aufgeladen werden (Reversibilität). Letzten Endes ließe sich mit LOHC also alles betreiben, was in der modernen Welt Energie benötigt, denn nicht nur Fahrzeuge sondern auch Industrieanlagen und Großkraftwerke zur Rückverstromung bei Wind- und Sonnenflauten können auf diese Weise versorgt werden – theoretisch .

LOHC IN DER PRAXIS

Das LOHC-System birgt neben dem aktuell eher unbefriedigenden Wirkungsgrad weitere Nachteile, von denen einer die Notwendigkeit sechsmal größerer Tanks bei gleicher Reichweite unserer heutigen Fahrzeuge darstellen würde, doch das auch nur bei Erfüllung des langfristigen Entwicklungsziels der Hydrogenious GmbH. So wären in entsprechenden PKWs heute Tanks erforderlich, die rund 25 Mal so groß wären wie üblich, was daran liegt, dass der Energiegehalt von LOHC um ein vielfaches geringer ist als der von Diesel oder Benzin. In der Öffentlichkeit kursiert dabei die Information über lediglich doppelt so große Tanks, wobei böse Zungen behaupten, dies läge an der Nichtbeherrschung der Grundrechenarten. Mit den deutlich zu großen Tanks sind wir jedoch noch nicht am eigentlichen Problem. Das eigentliche Problem ist, LOHC soll nun doch nicht in die Autos getankt werden, denn laut Auskunft von Hydrogenious Technologies ist dies technisch noch nicht umsetzbar. Es sollen lediglich die Tankstellen mit LOHC beliefert werden. An den Tankstellen soll das LOHC schließlich dehydriert und der so freiwerdende gasförmige Wasserstoff in die Fahrzeuge verbracht werden. Daniel Teichmann, Gründer und Geschäftsführer von Hydrogenious zur Bayerischen Staatszeitung (17.10.2014): „Ein großer Vorteil von LOHC ist, dass kein Gas zum Einsatz kommt und es darum völlig ungefährlich ist.“ Nun doch Gas? Ja. „An der Tankstelle wird sie (die beladene Flüssigkeit; Anm. d. Autors) dehydriert und der Wasserstoff unter Druck ins Auto getankt.“, wie Hydrogenious am 29.03.2016 per E-Mail zu verstehen gab.“ Wenn man bedenkt, dass sowohl der Energieaufwand für das Unter-Druck-Setzen, also die Komprimierung des Gases zur Speicherung, als auch das Fehlen der technischen Möglichkeiten zur Aufbewahrung unter entsprechenden Drücken sowie die oft kolportierte Gefährlichkeit gasförmigen Wasserstoffs einst der Auslöser für die Entwicklung von LOHC war, muss hier die Frage über die Sinnhaftigkeit dieser Technologie gestellt werden, die wohl auf Basis des nun folgenden Sachverhalts vollständig beantwortet werden kann.
Bei der Trägerflüssigkeit handelt es sich um Dibenzyltoluol, um einen flüssigen organischen Kohlenwasserstoff, um ein Produkt der Mineralölindustrie. Auch Benzin ist ein Kohlenwasserstoff. Auf der Internetseite der Hydrogenious Technologies GmbH steht zu Dibenzyltoluol aktuell: „Nicht toxisch und nicht als Gefahrgut klassifiziert.“ Doch bedauerlicherweise steht dies im Widerspruch zu anderen Veröffentlichungen wie beispielsweise einer vom Umweltbundesamt. Laut diesem wird Dibenzyltoluol auf der Liste der problematischen Stoffe aufgeführt und laut EU-Gefahrstoffkennzeichnung ist Dibenzyltoluol unter folgenden Gesichtspunkten umweltgefährlich: R 50 – Sehr giftig für Wasserorganismen. R 53 – Kann in Gewässern längerfristig schädliche Wirkungen haben. S 24 – Berührung mit der Haut vermeiden. Und die GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus EU-Verordnung (EG) 1272/2008 (CLP) warnt gar wie folgt: P405 – Unter Verschluss aufbewahren. P273 – Freisetzung in die Umwelt vermeiden. P301 – Bei Verschlucken: P310 – Sofort Giftinformationszentrum, Arzt oder … anrufen. P330 – Mund ausspülen. P331 – Kein Erbrechen herbeiführen. H304 – Kann bei Verschlucken und Eindringen in die Atemwege tödlich sein. H413 – Kann für Wasserorganismen schädlich sein, mit langfristiger Wirkung. Und bei der Alternative zum Dibenzyltoluol, beim N-Ethylcarbazol als Trägerflüssigkeit zur Wasserstoffspeicherung innerhalb der LOHC-Technologie verhält es sich leider ähnlich.
Bedenkt man jetzt, dass allein in Deutschland im Straßenverkehr jährlich rund 60 Milliarden Liter Benzin und Diesel verbraucht werden, kann unter Berücksichtigung des Erörterten mit einer einfachen Rechnung ermittelt werden, auf welchen enormen Mengen giftiger Substanzen das LOHC-Konzept aufbaut. Allein für den Energiebedarf des deutschen Straßenverkehrs müssten heute 1,5 Billionen Liter der Umweltgifte Dibenzyltoluol und/ oder N-Ethylcarbazol produziert werden und kursieren. Dies lediglich zur Veranschaulichung einer Vergleichsgröße, wobei der Straßenverkehr nur rund ein Viertel des Gesamtenergieverbrauchs ausmacht.
Damit wird klar, dass per LOHC der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben, also Benzin und Diesel durch Dibenzyltoluol und N-Ethylcarbazol ersetzt werden soll. Auch wird klar, wie es dazu kommen kann, dass ein derartig schlechtes Konzept aktuell derart gehypt wird und die entsprechende Firma Hydrogenious Technologies GmbH 2014 im Handumdrehen mit dem begehrten Bayerischen Gründerpreis ausgestattet wurde: es liegen wirtschaftliche Interessen im Hintergrund – die Interessen der zu den mächtigsten Wirtschaftszweigen der Welt zählenden Mineralöl- und Chemieindustrien.

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FAZIT

Obwohl man lange Zeit damit warb, ist man seitens der Verantwortlichen von der Idee abgekommen, LOHC wie Benzin in Fahrzeuge tanken zu wollen – wohl aufgrund der 25 mal größeren Tanks, die hierzu derzeit nötig wären. Das Speicherproblem, von dem alle Welt spricht, ist dennoch lösbar, wenngleich nicht auf Basis von LOHC. Reiner, gasförmiger Wasserstoff ohne Chemikalien genügt.
Die entsprechenden Technologien existieren, was leicht recherchiert werden kann, und sie machen Wasserstoff sicherer als Benzin, auch wenn das gerne anders dargestellt und die Angst vorm Wasserstoff aus verschiedenen Interessen heraus immer wieder geschürt wird. Die Speicherung von Wasserstoff unter den notwendigen Drücken stellt mit entsprechenden High-Tech-Materialien heute kein Problem mehr dar (27.06.2017: Textänderung aufgrund anderer Erkenntnisse). Selbst das tragende Argument seitens der LOHC-Befürworter gegen reinen Wasserstoff, nämlich der angenommen hohe Zusatzaufwand für die Komprimierung des Gases zur Speicherung gilt nicht mehr, zumal die Komprimierung gasförmigen Wasserstoffs und dessen Betankung mittlerweile zu Bestandteilen des LOHC-Konzepts avanciert sind. Seit einiger Zeit finden zur Komprimierung und Speicherung von gasförmigem Wasserstoff zudem Entwicklungen statt, die die Druckspeicherung ohne zusätzlichen Energieaufwand ermöglichen.
Im Jahr 2011 wurde hierzu von einem Energienovum-Mitglied ein Konzept entwickelt, das mittlerweile patentiert ist zwischenzeitlich zum Patent angemeldet wurde (27.06.2017: Textänderung aufgrund anderer Erkenntnisse). 2014 wurde bei einem entsprechenden Versuch mit dem Ziel von 100 bar ein Speicherdruck von 175 bar erzielt – mit einfachen technischen Mitteln und, wie erwähnt, ohne zusätzlichen Energieaufwand. Verständlich ist, dass es für die Vielzahl an fähigen Leuten, die sich für LOHC engagieren, nur schwer zu akzeptieren ist, dass sich die technischen Rahmenbedingungen in den letzten Jahren gegen LOHC wandten. Die Zeichen stehen nun auf reinen Wasserstoff.
In einer Zeit des gesellschaftlichen und infrastrukturellen Übergangs kann reiner Wasserstoff unter Zugabe überschüssigen Kohlendioxids sogar zu Methan gewandelt und bereits heute überall genutzt werden, was beispielsweise Audi mit seiner Power-to-Gas-Großanlage in Werlte im Emsland eindrucksvoll unter Beweis stellt. Nur stellt sich die Frage, warum dabei seit Längerem kein Fortschritt mehr bei der Implementierung in die deutsche Energiewende zu beobachten ist. Liegt es am schlechten Wirkungsgrad von Power-to-Gas oder am mangelnden Interesse der bisherigen Platzhirsche im Energiesektor, denen am Fortbestand der alten Regeln gelegen ist? Am Wirkungsgrad liegt es schon mal nicht, denn der ist besser als beim LOHC.
Auch das eigentliche H2-Energiekonzept zeigt für ganz Europa auf, mit welcher, deutlich über den Werten von LOHC liegenden Effizienz reiner, gasförmiger Wasserstoff heute und morgen genutzt werden kann – frei von Erdölprodukten, frei von Chemikalien für Trägerflüssigkeiten und Batterien. Konzepte wie das H2EK bieten nebenbei die einmalige Gelegenheit, uns vom veralteten und verlustreichen Netzsystem der Stromübertragung sukzessive abzukoppeln, denn sie bauen nicht darauf auf und benötigen es auch nicht, während es beim LOHC-Konzept Bestandteil ist.
Ilse Aigner tat gut daran, sich mit ihren Formulierungen während der weiter oben erwähnten Einweihung der LOHC-Anlage ein Hintertürchen offen zu halten, denn LOHC ist weder eine neue Alternative, noch ein neuer Zauberspritt, sondern leider ein neuer Irrweg, der den reinen und hochpotenten Wasserstoff einmal mehr in schlechtes Licht rücken könnte. Wir würden uns wünschen, dass jene, die mit Fleiß und Herzblut an der Erarbeitung und der Verwirklichung des LOHC-Konzepts beteiligt sind, die Größe besitzen, dieser Technologie ohne rechte Zukunft rechtzeitig den Rücken zu kehren.
Es gibt ein weites Spektrum an Konzepten, die dem sauberen und hochpotenten Energieträger Wasserstoff in einer Form den Weg ebnen können, die dem Endverbraucher bereits mittelfristig kaum mehr Kosten verursacht, während bei LOHC heute von Kosten von unter 5,- Euro pro Liter gesprochen wird.
Vor den falschen wirtschafts- und energiepolitischen Entscheidungen warnen wir deshalb eindringlich, denn sie werden sich über einen langen Zeitraum hinweg erheblich auf unsere Lebensqualität auswirken – sowohl finanziell als auch was Klima und Umwelt anbelangt. LOHC eignet sich bestenfalls dafür, damit Öffentlichkeitsarbeit für Wasserstoff als Energieträger zu betreiben, und dafür, für einen kurzen Zeitraum in eng umgrenztem Rahmen eine Übergangstechnologie darzustellen, und vielleicht sogar dafür, um Konzerne wie Areva mit dem Medium Wasserstoff vertraut zu machen und von der Kernenergie abzubringen. Doch sowohl für Mensch und Umwelt als auch für die freie Entfaltung der Wasserstoffgesellschaft ist LOHC in der Form, wie es heute vorliegt, Gift.

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* Als flüssige organische Wasserstoffträger (englisch: liquid organic hydrogen carriers, LOHC) werden organische Verbindungen bezeichnet, die Wasserstoff durch chemische Reaktion aufnehmen und wieder abgeben können. LOHCs können daher als Speichermedien für Wasserstoff verwendet werden. (Quelle: Wikipedia)
** Hydrogenious Technologies wurde im Jahr 2013 als Spin-off der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg von CEO Dr. Daniel Teichmann und drei Mitgründern Prof. Wolfgang Arlt, Prof. Peter Wasserscheid und Prof. Eberhard Schlücker gegründet.


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